Hakuna Matatu

Nach einer schönen Woche in Nairobi und im Nationalpark ging es für mich weiter nach Mombasa, der zweitgrößten Stadt Kenias und wichtigster Hafenstadt der afrikanischen Ostküste. Ich habe mich für eine etwas ungewöhnliche Anreise entschieden, für einen Zug. Alle im Hostel haben mir davon abgeraten, weil es ewig dauert und der Bus viel öfter und deutlich schneller fährt… Aber irgendwie war mir nach Zugfahren 🙂 Zweimal in der Woche fährt der Zug von Nairobi nach Mombasa und umgekehrt, immer über Nacht. Ich bin aufgrund des unmöglichen Verkehrs in Nairobi dann auch noch fast zu spät gekommen, obwohl ich drei Stunden vom Hostel zum Bahnhof eingeplant habe. Das Ticket für die zweite Klasse kostet ca 20€, was ich für Fahrt mit Übernachtung und Frühstück echt in Ordnung fand. In der ersten Klasse ist man statt zu viert im Abteil zu zweit, zahlt aber das doppelte und in der dritten Klasse gibt es nur Sitzplätze. Der Bahnhof in Nairobi ist über 100 Jahre alt, die Züge und die Linie etwa aus den 1950er Jahren. Seitdem wurde auch nicht viel verändert, allerdings wird die Strecke gerade ausgebaut und ab 2017 kann man die Strecke (400-500 km) in 4-5 Stunden zurücklegen. Momentan sind es 18. Der Zug fährt halt nur mit gefühlt 10 km/h

Ich habe mich gerade in mein Abteil reingequetscht, da habe ich die anderen Leute im Wagen kennengelernt: zwei Spanierinnen, Ana und Paula, zwei Deutsche, Sandro und Nick, und drei Kenianer, Susan, ihr Sohn Nixon und ihr Kollege Marc. Wir haben uns statt in 4 separaten Abteilen ziemlich schnell in einem zusammengefunden und die Biervorräte des Zuges sehr effizient geleert. Die Schaffner haben uns schnell zum Partyabteil ernannt und sich ab und zu zu uns gesellt.

Ana und Paula reisen drei Wochen durch Kenia und Tansania und hatte zufälligerweise das gleiche Hostel wie ich in Mombasa gebucht. Nick und Sandro machen gerade ein Praktikum an der Universität in Nairobi und haben sich eine Woche freigenommen.  Was genau die beiden dort an der Uni machen: sie arbeiten auf einer „Mushroom Farm“… Darüber haben wir erstmal eine ganze Weile gelacht. Ich habe hier auf den Märkten noch nirgendwo Pilze gesehen und dachte, sie reden von halluzinogenen Pilzen. Aber anscheinend ist der Boden und das Klima hier perfekt, um Pilze wachsen zu lassen und in dem Projekt soll den „local farmers“ das „mushroom farmen“ gezeigt werden. Ziemlich cool. Und witzig.

Susan, die in Nairobi ein Tattoostudio hat, hat mit ihrem Kollegen Marc innerhalb von einer Stunde eine Flasche Gin geleert und sich daraufhin zum „Chief of Entertainment“ernannt, ist in andere Abteile glaufen und hat die anderen Leute zu „DJ Susan“ auf ein Bier im Partyabteil eingeladen.

Alles in allem war es eine superlustige Zugfahrt, ich habe mit Ana und Paula in einem Abteil geschlafen, war echt gemütlich, auch wenn der Zug  ab und zu abrupt abbremst und dann ewig rumsteht und dann genauso abrupt weiterzuckelt. Wir haben sogar einige Giraffen und Antilopen unterwegs gesehen! Morgens haben wir dann im Zugrestaurant ausgiebig gefrühstückt und uns dabei wie in einem 50er-Jahre-Film gefühlt.

 

Wir kamen dann mit Verspätung nach 19,5 Stunden in Mombasa an und haben zwei Tuktuks ins Hostel genommen. Dort haben wir uns erstmal im Pool gesuhlt und uns darüber gefreut, dass wir endlich mal wieder „kind of clean“ waren (das wurde dann zum Running Gag, da man andauernd dreckig und verschwitzt ist und es oft kein fließendes Wasser gibt)… Nachdem wir uns den Strand angesehen und dann zur Abwechslung mal richtig geduscht hatten, haben wir uns mit ein paar anderen Leuten aus dem Hostel zusammengesetzt und einen lustigen trinkspielreichen Abend verbracht, der im einzigen Späti der Gegend und dann in mehreren Bars und Clubs geendet ist.

Am nächsten Tag haben wir uns mittags an den Strand begeben (es gibt unglaublich viele Seeigel hier an der Küste, teilweise handballgroß, man muss die ganze Zeit aufpassen in keinen hineinzutreten) und nachmittags Mombasa angesehen, eine wunderschöne Stadt, die in der Vergangenheit durch viele verschiedene Kulturen geprägt wurde. Wir haben abends sogar ein richtig günstiges Restaurant gefunden, wo wir dann für 3-4€ pro Person „fancy“ gespeist haben. Danach gings wieder zum Späti, wir haben auf dem Dach des Hostels traditionsgemäß Calimocho (Cola und Rotwein) getrunken, sind dann in einen ausgestorbenen Club (es war Sonntag Abend…) und dann Nacktbaden in Meer und Pool. Wir hatten wirklich ziemlich viel Spaß in unserer kleinen verrückten Gruppe…

Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege. Ich habe mich im Matatu zum Diani Beach aufgemacht, der schönste Strand Kenias. Allerdings hat es während der zwei Tage, die ich dort verbracht habe, fast ununterbrochen geregnet und deshalb habe ich die meiste Zeit im Backpackers verbracht. Ich hatte natürlich einen Dorm nur mit Deutschen (wir sind wirklich überall!!!)… Wir haben uns mit den Amerikanern, die auch dort gewohnt haben, die Debatte zwischen Clinton und Trump angesehen und sind abends auf eine Homeparty gegangen, wo ich lustigerweise einen Spanier getroffen habe, den ich schon aus Mombasa kannte… Insgesamt war es sehr schön in Diani, allerdings hat das Wetter den Aufenthalt ein bisschen versaut… (auf den Fotos sieht es zwar anders aus, aber das war tatsächlich die einzige sonnige Stunde 🙂 )

Danach habe ich eine Nacht in Mtwapa verbracht, in einem ganz schönen ruhigen Hostel am Strand, wo echt gar nichts los war. Der einzig andere Besucher war… ein Deutscher 🙂 Wir haben abends noch mit ein paar anderen aus dem Ort zusammengesessen und gequatscht.

Da das Wetter immer noch nicht besser war, beschloss ich früher als geplant nach Kilifi in die Distant Relatives Eco Lodge aufzubrechen. Kaum bin ich dort angekommen, habe ich Nick und Sandro wiedergetroffen und habe spontan einen Schnorchelausflug mit ihnen und ihren Kollegen aus der Uni unternommen. Unser Schiffsführer Captain Issa hat uns kurzerhand alle „Helmut Wolfgang Uwe Angelika“ genannt, denn so heißen ja alle Deutschen 🙂 Er war echt ziemlich verrückt und hat mit uns auch ein paar kenianische Lieder angestimmt. Am Nachmittag haben wir uns nach Kilifi begeben, auf dem Markt Obst und Gemüse gekauft und im Supermarkt viel zu teures Aloe Vera Gel, da wir uns alle beim Schnorcheln leicht verbrannt haben…

Ich werde jetzt noch ein paar Tage hier bleiben und dann mit Zwischenstopp Mombasa nach Tansania aufbrechen.

PS: dieses Lied wird hier überall gesungen, Captain Issa hat sein bestes gegeben, es uns beizubringen… Ein paar Wörter Swahili können wir immerhin inzwischen alle 🙂 https://www.youtube.com/watch?v=fK0wPpLryc4

 

Hakuna Matata meine fernen Freunde!!!

 

 

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